Wenn Gedanken den Schlaf rauben

Von: Mag. Kerstin Schuller
Lesezeit: 4 min
Veröffentlicht am: 15.09.2025

Sie sind müde, legen sich ins Bett - der Körper ist bereit zum Schlafen, aber der Kopf ist hellwach. Gedanken an To-do-Listen, Gespräche oder Sorgen kreisen unaufhörlich. Stressbedingte Schlafprobleme gehören heute zu den häufigsten Beschwerden in unserer schnelllebigen und oft chaotischen Welt. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie den Kreislauf aus Anspannung und Schlafmangel durchbrechen können - mit außergewöhnlichen Tipps und einem klaren Ziel: endlich wieder mal erholt aufzuwachen.

Ob beruflicher Druck, familiäre Belastungen oder emotionale Sorgen - Stress wirkt sich unmittelbar auf unseren Schlaf aus. Wer abends nicht abschalten kann, liegt oft studenlang wach, wälzt sich in Gedanken und findet erst spät oder gar nicht in einen mehr oder weniger erholsamen Schlaf. Studien zeigen, dass rund 80 % der Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren in stressigen Zeiten unter Einschlafproblemen oder schlechtem Schlaf leiden. Doch warum reagiert unser Schlaf so sensibel auf Stress?

Die körperliche Stressreaktion an sich ist kein Fehler, sondern ein uraltes Überlebensprogramm. Unser Nervensystem stellt in Stresssituationen sofort Energie bereit - durch schnellen Puls, flache Atmung und erhöhte Wachsamkeit. Das war einst überlebenswichtig und kann es auch heute noch sein, wenn wir aktiv sein und Leistung bringen müssen. Aber es ist leider auch das genaue Gegenteil dessen, was wir zum Einschlafen brauchen. Und genau deshlab steht uns die Stressreaktion, die auch durch belastende Gedankenreise entstehen kann, beim Einschlafen im Weg. 

Es ist vollkommen normal, dass die Schlafqualität nicht jeden Tag gleich ist. Gelegentliche Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen kommen bei fast allen Menschen vor und sind an sich kein Grund zur Sorge. Wenn Sie sich allerdings in folgenden Punkten wiedererkennen, dann sollten Sie Ihre Schlafgewohnheiten genauer unter die Lupe nehmen:

  1.  Sie können meist nur schwer einschlafen, auch wenn Sie extrem müde sind.
  2.  Sie wachen nachts häufig auf und schlafen nur schwer wieder ein.
  3.  Sie erwachen schon früh und geraten sofort in eine Grübelschleife.
  4.  Am Tag sind Sie erschöpft, auch wenn Sie meinen, gut geschlafen zu haben.
  5.  Sie sind reizbar und können sich schwerer konzentrieren als üblich.

Bleiben stressbedingte Schlafstörungen unbehandelt, droht eine Abwärtsspirale: Der Körper erholt sich immer schlechter und das Stresslevel steigt weiter - der Schlaf leidet erneut. Mögliche Folgen: Chronische Erschöpfung, erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen - insbesondere Depression und Angststörungen - Schwächung des Immunsystems und verminderte Leistungsfähigkeit.

Umso wichtiger ist es, die Ursache für die Schlafschwierigkeiten zu identifizieren und Maßnahmen einzuleiten, um die Schlafqualität wieder zu verbessern.

Es gibt zum Glück einige bewährte Maßnahmen, die helfen können, den Kreislauf der Schlaflosigkeit zu durchbrechen. Dazu zählen Entspannungstechniken, Schlafhygiene-Maßnahmen und Strategien zur Stressbewältigung. Vieles davon ist bereits im Internet oder in Büchern zu finden. Hier sind daher einige psychologisch bewährte und ungewöhnliche Techniken, die Sie so vielleicht noch nicht kennen. Probieren Sie es gerne aus!

Wenn die Gedanken im Kreis fahren, kann es helfen, ihnen einen "Parkplatz" zu geben. Legen Sie sich dazu ein Notizbuch neben das Bett und schreiben Sie vor dem Schlafengehen oder in einer nächtlichen Wachphase alles auf, was Sie gerade beschäftigt. Nutzen Sie dies bewusst als "Parkplatz" und signalisieren Sie dem Gehirn: "Darum kümmere ich mich morgen. Jetzt darfst du loslassen." Der mentale Druck sinkt und der Kopf kommt zur Ruhe.

Versuchen Sie es mal anders herum. Statt innerlichen Druck und ständigem Nachrechnen, wie viele Stunden Sie noch im Bett verbringen müssen, nehmen Sie sich als Experiment einmal vor, bewusst nicht einzuschlafen. In der Verhaltenstherapie bekannt als paradoxe Intention, kann dieser Ansatz dabei helfen, inneren Druck zu lindern. In dieser Zeit soll nichts erledigt werden - die einzige Aufgabe besteht darin, möglichst lange wach zu bleiben

Mehrmals hintereinander bewusst künstlich zu gähnen, wirkt erwiesenermaßen beruhigend. Gähnen aktiviert nämlich den Parasympathikus, oft auch "Ruhenerv" genannt, was zur Entspannung im Körper führt. Auch wenn es sich anfangs komisch anfühlt: Wiederholen Sie das Gähnen mit Hingabe und beobachten Sie, wie sich Ihr Körper langsam in den Ruhemodus begibt.

Machen Sie aus Ihrem Abendritual eine Mini-Meditation: Bewegen Sie sich beim Zähneputzen, Abschminken oder Eincremen extra langsam - wie eine Zeitlupe. Nehmen Sie jede Bewegung bewusst wahr, ganz ohne Hektik. Diese Entschleunigung signalisiert dem Körper, dass der Tag zu Ende geht. Ein einfacher, aber wirksamer Übergang in den Schlafmodus. 

Auch die kreativsten Tipps können langfristig nicht wirken, wenn die Ursache für Schlaflosigkeit nicht erkannt und behoben wird. Manchmal braucht es dazu einen professionellen Blick von außen, um herauszufinden, was hinter den Schlafproblemen steckt und wie Sie nachhaltig zur Ruhe kommen.

Die psychologische Online-Beratung bei Instahelp können Sie direkt in Ihren Alltag integrieren und so gemeinsam mit Ihrer Psycholog:in Schritt für Schritt Wege finden, wie Sie wieder zu erholsamen Schlaf finden.

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Mag. Kerstin Schuller ist Klinische- und Gesundheitspsychologin bei Instahelp und verfügt über mehr als 13 Jahre Erfahrung in der psychologischen Beratung. Mit Empathie, Klarheit und fachlicher Tiefe begleitet sie Menschen in anspruchsvollen Lebensphasen. Dabei verbindet sie wissenschaftlich fundierte Psychologie mit alltagsnahen und praxistauglichen Impulsen. 

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