Von: Mag. Kerstin Schuller, Psychologin bei Instahelp
Lesezeit: 4 min
Veröffentlicht am: 22.09.2025

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und Ihre Gedanken drehen sich vom ersten Augenaufschlag an um Ihre Sorgen: "Werde ich es heute sicher zur Arbeit schaffen? Hoffentlich stößt meinen Kindern nichts zu!" Hand in Hand mit diesen Gedanken gesellen sich auch körperliche Begleiterscheinungen dazu. Sie fühlen sich angespannt, das Herz rast, Sie finden keine ruhige Minute. Sie stehen auf, aber die Angst bleibt nicht im Bett. Eine permanente Unruhe begleitet Sie durch den Tag und Sie sich durchgehen in Alarmbereitschaft: "Es könnte doch so viel schiefgehen." Erfahren Sie in diesem Beitrag, was eine "Generalisierte Angststörung" ist und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Unter der "Generalisierten Angststörung" versteht man eine psychische Erkankung, die durch anhaltende und übermäßige Sorgen geprägt ist. Gedanken und Grübeleien, die nicht einfach verschwinden, egal wie oft man sich sagt, dass alles in Ordnung ist. Betroffene leiden unter intensiven ängstlichen Gedanken, die sich auf verschiedene Lebensbereiche beziehen und oft nicht konkret begründet sind - von alltäglichen Entscheidungen bis hin zu existentiellen Sorgen. Sie erleben einen ständigen inneren Alarmzustand, als würde hinter jeder Ecke eine unsichtbare Gefahr lauern. Die ständige Anspannung kann zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen.

Es ist ganz normal, dass man manchmal Phasen erlebt, in denen man unsicher oder besorgt ist. Auch Krisen, die uns mal so richtig den Boden unter den Füßen wegziehen, sind Teil des Lebens. Menschen, die unter einer generalisierten Angststörung leiden, spüren Sorgen und Ängste allerdings permanent - ganz unabhängig davon, ob eine realie Bedrohung da ist oder nicht. 

Typische Symptome dabei sind:

  • Ständige und schwer kontrollierbare Sorgen und Grübeleien
  • Ruhelosigkeit und Nervosität
  • Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen
  • Muskelverspannungen und körperliche Unruhe
  • Magen-Darm-Beschwerden sowie Herzklopfen oder Schwindel

Diese Symptome können die Lebensqualität massiv beeinträchtigen und oft zu weiteren psychischen Belastungen führen. Ein Mensch, der ununterbrochen angespannt ist und kaum einen ruhigen Moment am Tag findet, ist deutlich anfälliger dafür, eine Depression zu entwickeln.

Wie bei den meisten Erkrankungen spielen auch hier in der Entstehung meist mehrere Faktoren eine Rolle, wobei die Gewichtung von Person zu Person verschieden ist. Nur selten gibt es "diese eine Ursache", die den Kreislauf der Sorgen losgetreten hat. In den meisten Fällen ist es ein Zusammenwirken aus genetischer Veranlagung, neurobiologischen Faktoren, Persönlichkeitsmerkmalen und frühen Lebenserfahrungen, die auf die Entstehung und den Verlauf einer Angsterkrankung wirken. Es kann aber auch das soziale Umfeld sein oder der persönliche Lebensstil, die einen Einfluss ausüben, ebenso wie chronischer Stress oder fehlende soziale Unterstützung.

Um eine Angststörung zu diagnostizieren, braucht es eine professionelle Einschätzung durch Psycholog:innen oder Ärzt:innen, denn auf Basis einer konkreten Diagnose kann auch ein individuelles Therapiekonzept erarbeitet werden.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig - besonders wirksam wird in aktuellen wissenschaftlichen Studien die kognitive Verhaltstherapie beschrieben. Diese Therapiemethode unterstützt dabei, Denkmuster zu verändern und Strategien zur Angstbewältigung zu entwickeln. In manchen Fällen sind zusätzliche Medikamente sinnvoll, jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht. In jedem Fall gilt: Je früher Unterstützung gesucht wird, desto besser sind die Chancen, den Kreislauf aus Sorgen und Angst zu durchbrechen. Neben professioneller Hilfe gibt es aber auch einige Selbsthilfe-Methoden, die bereits im Alltag unterstützen oder der Entstehung und Verschlechterung der Erkrankung vorbeugen können.

Regelmäßige Meditationen oder Atemtechniken können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und Ängste zu reduzieren. Dabei geht es gar nicht immer um die perfekte Strategie, sondern vielmehr um das achtsame Ankommen im Moment: Ich bin hier. Ich bin sicher. Ich nehme mich an, so wie ich bin.

Oft sind es gar nicht so sehr die Dinge an sich, die uns beruhigen, sondern viel mehr das, was unser Gehirn daraus macht. Nicht alles lässt sich verändern, aber unsere Gedanken können wir ein Stück weit steuern. Bewusstes Hinterfragen und Umstrukturieren ängstlicher Gedanken kann helfen, den Einfluss von Sorgen zu verringern: Wovor habe ich gerade so große Angst? Was könnte schlimmstenfalls passieren? Gibt es etwas, das ich tun kann, um die Situation zu erleichtern?

Der Austausch mit vertrauenswürdigen Personen kann in der Bewältigung der Angst eine große Rolle spielen. Allein das Aussprechen der Ängste führt zur bewussten Selbstreflexion, indem Worte für das eigene Empfinden gefunden werden. Ein soziales Umfeld, das mir versichert: "Wir nehmen dich an, so wie du bist", kann dann die sichere Basis schaffen, auf der wieder Vertrauen und Zuversicht gewonnen werden.

Manchmal reicht "mit Freunden darüber reden" aber nicht aus. Ängste, die sich über viele Monate manifestiert haben, sind meist nicht in wenigen Gesprächen wieder zu lösen. Dann kann ein professioneller Blick von außen hilfreich sein, der einerseits den Ängsten auf den Grund geht, andererseits aber auch ein Werkzeug zur Seite stellt, um diese Gefühle kontrollieren zu können.

Im Rahmen der psychologischen Online-Beratung bei Instahelp haben Sie die Möglichkeit, Ihre Psycholog:in direkt in Ihren Alltag zu integrieren und so gemeinsam an der Bewältigung starker Gefühle zu arbeiten. Sie sind nicht allein!

Die Allianz ermöglicht Ihnen die Beratung kostenlos und übernimmt 4 x 50 Minuten Beratung bei Instahelp pro Jahr. Die Kostenübernahme erfolgt für alle Kund:innen mit dem Wahlarzt-Paket Extra.

Mag. Kerstin Schuller ist Klinische und Gesundheitspsychologin bei Instahelp und verfügt über mehr als 13 Jahre Erfahrung in der psychologischen Beratung. Mit Empathie, Klarheit und fachlicher Tiefe begleitet sie Menschen in anspruchsvollen Lebensphasen. Dabei verbindet sie wissenschaftlich fundierte Psychologie mit alltagsnahen und praxistauglichen Impulsen.

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