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Von Pferden, Wundern und Lichtblicken für Kinder

Von: Allianz Redaktion / Lesezeit: 4 Min / veröffentlicht am 31.05.2017

Sie hat mit Herzblut den Lichtblickhof aufgebaut und voller Hingabe die Pferdetherapie in Österreich weiterentwickelt. Mit ihrer Arbeit ermöglicht sie seit zwanzig Jahren vom Schicksal gebeutelten Kindern und Familien kleine bis große Wunder. Das ist Roswitha Zink, Geschäftsführerin des Vereins e.motion und Österreicherin des Jahres 2016 im Bereich humanitäres Engagement.

Uns hat sie verraten, wie alles begann, woher sie die Kraft für ihre Aufgabe nimmt und was sie sich wünschen würde, hätte sie einen Wunsch frei. Berührende Einblicke in eine besondere Therapieform:

 

 

Alles hat vor vielen Jahren mit Gundula Hauser begonnen, einer Pionierin im therapeutischen Reiten in Österreich. Damals stand der physiotherapeutische Aspekt, die Hippotherapie, im Vordergrund. Seinerzeit eine absolute Neuheit, und Frau Hauser hat als einen der ersten Partner für diese Therapieform die Allianz an Bord geholt. Man kann mit Sicherheit sagen, die Therapie mit Pferden hätte sich ohne Unterstützung der Allianz und des Engagements von Gundula Hauser nie so entwickelt.
Ich hatte schon als Jugendliche den Gedanken, ein solches Projekt zu starten, und habe zuerst gemeinsam mit meinem Team den heutigen Lichtblickhof gegründet – noch ohne direkten Kontakt zu Gundula Hauser. Am Punschstand der Allianz haben wir uns dann persönlich getroffen. Zu der Zeit haben wir mit dem Lichtblickhof dringend einen Standort in Wien gesucht. Gundula Hauser hatte damals den Standort im Otto Wagner Spital auf der Baumgartner Höhe und jemanden für die Übernahme gesucht. Sie selbst wollte sich mehr auf das Internationale konzentrieren. Nach und nach hat sich alles entwickelt. Vor etwa zehn Jahren haben wir dann Stall und Halle auf der Baumgartner Höhe mit Spendenhilfe, eigenen Mitteln und vor allem Händen aufgebaut. So ist das Projekt e.motion entstanden.
Für viele Familien ist die Reithalle ein Ort, wo Normalität herrschen darf. Alle Familien, die zu uns kommen, zollen dem Leben extrem großen Tribut, als dass das Schicksal sie besonders fordert, sie leben im Ausnahmezustand und können hier Pause davon machen. Ich finde es wunderschön, diesen Menschen etwas an Würde, an Sensibilität, an Demut zurückzugeben. Das ist bei uns anders als in sonstigen Therapieeinrichtungen, wo es darum geht, der Bittende oder derjenige, der ein Defizit hat, zu sein. Bei uns darf man so sein wie man ist, und erst wenn man darauf richtig stolz ist, muss man sich nicht mit der Krankheit oder Behinderung auseinandersetzen. Auf einem Pferd zu sitzen macht einfach stolz – es gibt etwas, das ich oder mein Kind kann. Das ist ein grundsätzlich anderer Ansatz, der vielen Familien hilft, ihre Ressourcen zu entdecken. Ich liebe es, hier mit Menschen die Zeit zu teilen, die das Leben einem bietet und im Regen zu tanzen, so gut man kann.
Ja, genau. Die Tiere sind dabei eine große Hilfe, denn sie nehmen das Leben – das Hier und Jetzt – sehr ernst. Für sie ist das keine Therapie. Wenn ein Kind da ist, ist es für das Pferd in diesem Moment der wichtigste Mensch auf der Welt. Auch das ist heilsam, denn viele unserer Kinder ringen oftmals mit den Fragen „Bin ich in diesem Leben überhaupt willkommen?“ und „Hat noch irgendwas Sinn für mich?“.
Das Großartige an der Therapie mit Pferden ist: Man kann mit einem Menschen, der einen massiven Trauerfall hat, auf der gleichen Ebene arbeiten wie mit jemandem, der seine Sprache verloren oder ein schweres Schädel-Hirn-Trauma hat. Es ist eine Therapierichtung, in der pädagogische Intervention wertvoll sein kann, aber auch ganz viel Nonverbales passiert. Es geht oftmals darum, getragen zu werden, angenommen zu sein, gemeinsam zu atmen, zwischen den Zeilen zu lesen, Emotionen zu spüren und zu teilen. Beispielsweise Synchronität zu spüren. Für Menschen und Tiere ist Synchronität wunderschön. Denken Sie etwa ans Tanzen oder daran, ein schönes Gespräch führen – auch das hat immer etwas Synchrones.
Ja, das Projekt „Engel auf Zeit“ liegt uns momentan sehr am Herzen. Dabei geht es um die Krisenbetreuung von Familien, die in akuten Notsituationen sind. Bei „Engel auf Zeit“ versuchen wir sehr intensiv, präsent, erreichbar, persönlich anwesend zu sein, oder lassen die Kinder einmal einen ganzen Tag bei uns, um etwa miteinander zu kochen. Das Projekt liegt mir deshalb so am Herzen, weil ich glaube, dass es in solchen Krisensituationen besonders wichtig ist, während des Wahnsinns, den einem das Leben gerade bietet, liebevoll andocken zu können. Bei unserem unglaublichen Team ist das möglich. Für die zwölf Personen, die hier zusammenarbeiten, ist das ein Lebensprojekt, eine Herzensangelegenheit. Es freut mich einfach, dass es solche Menschen auf der Welt gibt – denn das macht es für mich schöner, hier zu leben.

Wir dürfen hier sehr viele Wunder miterleben – von Kindern und Jugendlichen, die wieder zu sprechen beginnen bis hin zu einem beatmeten jungen Mann, der wieder selbst zu atmen beginnt.

Sehr berührt hat mich auch dieser Moment: Eines unserer Pferde, das den Betrieb mit aufgebaut hat, ist vor knapp zwei Jahren an Epilepsie erkrankt. Es war ein wahnsinniger Kampf, das Pferd am Leben zu erhalten. Wir haben alle – inklusive Kinder und Familien – wochenlang mitgekämpft. Das Pferd hat nicht nur den Blick von uns allen auf Epilepsie sehr verändert. Sondern es wärmt auch mein Herz, wenn ich heute diese unbändige Lebensfreude, mit der dieses Pferd einen jeden Morgen begrüßt, sehe. Bei uns haben alle einen Platz – der Krumme, der Gerade, diejenigen, die mehr Hilfe brauchen, und jene, die mehr Hilfe schenken können. Aber diese Freude am Leben verbindet. Denn nur mit dieser kann man das Licht lenken und den Schatten gebieten. Und die Schatten sind Teil des Lebens.

Am meisten Kraft gibt mir, wenn ich zum Beispiel die Freude eines unheilbar kranken Kindes sehe, wenn ich erlebe, wie dankbar es ist, dass es da sein darf und am Leben teil hat. Ich erhalte auch viel Kraft von den Familien, die beweisen, dass es weitergeht und Irres leisten. Vor ihnen habe ich Hochachtung und bin dankbar, ein Teil davon sein zu dürfen, der hilft, dem Schicksal zu trotzen.
Ich würde mir sehr wünschen, weniger Sorgen beim Erhalten des Betriebs zu haben. Es ist schwierig, Familien eine Therapie nicht ermöglichen zu können, weil wir keine Finanzierung finden. Akute Fälle betreuen wir meistens ehrenamtlich, aber es macht mich oft traurig, dass so viel Begeisterung, so großer Tatendrang, diese enorme Empathie, das Heilsame und Wirkungsvolle trotzdem nur mit großer Beschränkung aufrecht erhalten werden kann. Aus diesem Grund würde ich mir wünschen, dass die finanzielle Existenz des Betriebs und seiner Mitarbeitenden besser gesichert wäre.
Wir möchten gerne erreichen, den Betrieb nach fast 20 gemeinsamen Aufbaujahren auf so feste Beine zu stellen, dass Familien in akuter Not hier immer einen Platz haben. Außerdem wünsche ich mir, weiterhin so tolle Unterstützer wie die Allianz zu haben und vielleicht noch weitere zu finden.